Wieder einmal musste ich mich am Sonntag Morgen über einen Artikel in der AZ ärgern. Darin wirft eine Redaktorin einem Jugendbuch-Autor vor, dass er christliche Werte in seine Geschichten einfliessen lasse und somit auch nicht christlich erzogene Kinder beeinflusse.

Solche Aussagen dürfen nicht unkommentiert gelassen werden...!

 

Leserbrief zum Artikel „Die Kaminskis schiessen übers Ziel hinaus“, Sonntag, 8. August

Geraldine Capaul kritisiert in ihrem Artikel über die erfolgreiche Jugendbuch-Serie „Die Kaminski-Kids“ von Carlo Meier die religiöse Ausrichtung  und findet, dass Geschichten über Jesus und Gott, die in den Büchern vom Opa der Kinder erzählt werden, „in Kinderbüchern nicht angemessen“ seien. Denn was könne „ein nicht religiös erzogenes“ oder ein „muslimisches Kind“ damit anfangen? Und ganz schlimm: „Manche Kinder verstehen wohl gar nicht, worum es geht, unbewusst kann trotzdem etwas haften bleiben.“
Um Himmels willen, was soll das? Werden die nichts ahnenden Kinder durch christliches Gedankengut verdorben? Trägt ein nicht christlich erzogenes Kind bleibende Schäden davon, wenn es mit biblischen Geschichten konfrontiert wird? Dürfen Kinder- und Jugendbücher keine christlichen Werte mehr vermitteln, um ja keine anderen Gefühle zu verletzen?
Offenbar werden die so beliebten PC-Spiele, deren Sinn nur darin besteht, den Gegner niederzuknallen, als weniger gefährlich für das kindliche Gemüt eingestuft. Ich habe jedenfalls noch nie eine ähnliche Kritik eines solchen Spieles gelesen…

Dass den Kindern diese Bücher gefallen, zeigt doch nur, dass sie sich nach Werten sehnen, umso mehr, wenn ihnen diese nicht mehr durch ihr Elternhaus vermittelt werden. Dieser Artikel ist für mich symptomatisch für unsere Gesellschaft. Es wird der Verlust unserer Werte und die Ängste vor dem Islam geschürt, doch die grösste Gefahr für unsere Kultur sind nicht die fremden Einflüsse, sondern die Beliebigkeit und die Gleichgültigkeit unserer eigenen Religion gegenüber. Jugendbücher dürfen offenbar keine christlichen Botschaften enthalten; würden die Geschichten aber aus einem anderen Kulturkreis stammen, bekämen sie bestimmt von der selben Schreiberin ein grosses Lob für die Vermittlung einer fremden Kultur und der Förderung der Toleranz!
Als Mutter zweier Töchter, die die Kaminski-Kids lieben, als CVP-Politikerin und als Christin finde ich die Aussagen in diesem Artikel ungeheuerlich. Ich hoffe, dass es auch weiterhin Autorinnen und Autoren gibt, die sich die Mühe machen, gut recherchierte, sorgfältig geschriebene  und im wahrsten Sinne wert-volle Bücher zu veröffentlichen. Wem die weltanschauliche Ausrichtung nicht passt, braucht diese Bücher ja nicht zu lesen. Und wer weiss, vielleicht ergeben sich zu Hause am Familientisch spannende Diskussionen rund um dieses Thema.

Alexandra Abbt, Grossrätin CVP, Gemeindeammann Islisberg