Islisberg, Ende Juni 2014

Rücktritt aus dem Grossen Rat

Sehr geehrter Herr Präsident,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen

„Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, die Küsten aus dem Auge zu verlieren.“
Dieses Zitat des Schriftstellers André Gide begleitet mich in einen neuen Lebensabschnitt, für den es auch etwas Mut braucht, den Mut, etwas ganz Neues zu wagen. Eine Berufung, die ich schon lange gespürt habe, die sich aber nun immer stärker und drängender bemerkbar gemacht hat, führt mich zu einer neuen Herausforderung. Weil jetzt auch meine familiäre Situation eine Neuorientierung erlaubt, fasse ich also den Mut und trete per 2. Juli 14 nach gut neun Jahren von meinem Amt als Grossrätin zurück, um nach den Sommerferien ein Theologiestudium zu beginnen.

Die Zeit im Aargauer Parlament war für mich eine wichtige Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin und die ich auch nicht missen möchte. Ich durfte Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Berufs- und Lebenswelten kennen lernen und Einblick in sämtliche Departemente erhalten. Dabei musste ich immer wieder meine eigene Meinung und meine Werthaltung anderen Ansichten gegenüberstellen und überprüfen. Dass jedes Ding mindestens zwei Seiten hat, habe ich auch durch meine Funktion als Gemeindeammann erfahren, denn die Gemeindeinteressen sind nicht immer deckungsgleich mit denjenigen des Kantons, und doch sollte und wollte ich beiden Staatsebenen gerecht werden. Ein regelmässiger Perspektivenwechsel schadet allerdings nie, und gerade dadurch können in der parlamentarischen Arbeit wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Für diesen Perspektivenwechsel werde ich auch während meines Studiums das Amt als Gemeindeammann beibehalten.

Liebe Grossrätinnen und Grossräte, sehr geehrte Dame und Herren Regierungsräte, geschätzte Damen und Herren des Parlamentsdienstes und der Verwaltung, ich danke euch allen für die gute Zusammenarbeit, für eure Unterstützung, für eure Einwände, Meinungen, Vorstösse und die wertvollen Gespräche. Vor allem danke ich meiner Fraktion für die herzliche Aufnahme und die konstruktive Arbeit, den Mitgliedern in der KAPF für die angeregten und fairen Diskussionen und meinen Kolleginnen und Kollegen aus meinem Bezirk für das parteiübergreifend gute gemeinsame Engagement. Euch allen wünsche ich weiterhin viel Herzblut und Motivation für euren politischen Einsatz, damit der Aargau auch in Zukunft lebenswert und finanziell gesund bleibt. Tragt Sorge zu unserem schönen Kanton und zum Umgang miteinander, bleibt besonnen und verantwortungsbewusst – und vergesst die Bienen nicht!

Herzlichst,

Alexandra Abbt, Islisberg